Bittgang Motschenbach 2011In den katholischen Pfarreien werden nach altem Brauch vor dem Hochfest Christi Himmelfahrt die sogenannten Bitttage begangen. Traditionell sind die Bitttage dazu da, Gott um Gnade zu bitten, um Fruchtbarkeit für Feld und Flur, um Verhütung von Hagel, Frost und anderem Unwetter. Die Grundordnung des Kirchenjahres bestimmt, dass „An den Bitttagen für mannigfache menschliche Anliegen, besonders für die Früchte der Erde und für das menschliche Schaffen gebetet wird; auch eignen sich die Tage für den öffentlichen Dank“.
Eine alte Tradition wurde im Jahr 2004 wiederbelebt, als am Sonntag vor Christi Himmelfahrt frühmorgens ca. 80 Gläubige zu Fuß nach Motschenbach wallten. Die Wallfahrt „Zu Maria in der Jugend“ ist in den letzten Jahren ein wenig in Vergessenheit geraten. Vor ca. 35 Jahren wallten die Mainrother das letzte Mal im Anliegen der Bitttage nach Motschenbach um das Gnadenbild zu verehren, das Maria nicht als Muttergottes, sondern als ganz junges Mädchen zeigt.
Den Prozessionszug 2004 führte Pfarrer Gerhard Glaeser mit seinen Ministranten und Lektoren an. Singend und betend zogen die Gläubigen aus Mainroth durch das Maintal Richtung Rothwinder Mühle. Unterhalb der Mühle wurde der Main überquert und hier vervollständigte sich der Prozessionszug mit den Mainecker Gläubigen.
Die Mainrother und Mainecker Bittgänger feierten mit ihrem Pfarrer Pater Gerhard Glaeser ein feierliches Wallfahreramt. Anschließend trafen sich alle wie in alten Zeiten in den Gasthäusern zu einer zünftigen Brotzeit. Kurz vor Mittag machten sich die Wallfahrer dann auf dem Heimweg und zogen abschließend unter Glockengeläute in die Heimatkirchen ein.
Am Montag vor Christi Himmelfahrt findet in Mainroth alljährlich die große Bittprozession zum Heimkehrerkreuz an der Straße nach Gärtenroth statt. Zum Heimkehrerkreuz haben viele Mainrother eine besondere Beziehung. Als im Jahr 1955 die neue Straße Mainroth – Gärtenroth eingeweiht werden konnte, stiftete der damalige Bürgermeister Vonbrunn „das Feldkreuz zum Dank für seine eigene Heimkehr aus dem 1. Weltkrieg und aller anderen Kameraden aus den beiden Kriegen“ (entnommen aus der Pfarreichronik). Feldkreuz und Straße wurden am 15. Oktober 1955 durch Pfarrer Johann Böhmer, Mainroth und Pfarrer Bruch, Gärtenroth unter den Schutz Gottes gestellt.
Um den Straßenverkehr zu umgehen, ziehen die Gläubigen zuerst Richtung Eltschig und biegen dann rechts in die Flurbereinigungsstraße ein. Den Höhepunkt der Bittprozession bildet die Eucharistiefeier beim Heimkehrerkreuz, die Pater Gerhard Glaeser unter freiem Himmel zelebriert.
Der dritte Bittgang wird seit einigen Jahren in wechselnder Folge abgehalten. Entweder wallen die Mainrother Gläubigen nach Maineck in die Kirche Allerheiligen oder die Mainecker ziehen zum Bittgottesdienst in die Mainrother Kirche ein.
Über das Gnadenstandbild „Maria in der Jugend“ berichtet der Buchauer Pfarrer Omeis in der Pfarrbeschreibung von 1864: „Erwähnung sei noch eines wunderthätigen Marienbildes gethan, welcher früher im Besitz der Kirche war, ohne dass dieselbe von diesem werthvollen Besitz gewusst hatte. Ein katholischer Bauer mit Namen Paulus Hümmer aus Wadendorf, der ohngefähr ums Jahr 1810 anfing, Gaben für die hiesige Kirche zu bringen, eines Marienbildes wegen, das sich hier befinden sollte, stellte 1813 an den Schullehrer das Ansinnen, ihm das Bildnis zu zeigen. Es sei ihm im Traum die Weisung geworden, dieses Bildnis zu kleiden und zeitweise ihm fromme Opfer zu bringen. Der Lehrer brachte ihm vom Kirchenboden eine Marienfigur, welche derselbe freudig ergriffen mit einem kattunen (baumwollnen) Gewand kleidete.“ Von dieser Zeit an kamen viele Katholiken nach Buchau, um das Bildnis zu sehen und ihm zu opfern. Zu diesem Zweck hatte man die Statue in der Sakristei aufgestellt und den Zutritt niemandem verwehrt. Als die Bildverehrung dem Pfarrer zuviel wurde, fragte er beim gräflichen Consistorium (Herrschaft der Grafen Giech in Thurnau) nach, wie er sich weiter verhalten solle. Der Bescheid vom 12. April 1816 lautete, dass man das Bildnis an den Paulus Hümmer verkaufen solle und so kam die Marienfigur nach Motschenbach und die Wallfahrt zu „Maria in der Jugend“ entstand.